Corporate Newsroom #6
Eine Vollzeit-Corporate-Influencerin für OTTO, Newsroom-Einführung bei apetito und REWE, Polizeipräsenz in Social Media und weitere spannende Themen
Gastartikel: Damit Ihr Unternehmen schon beim ersten Stream auf „Facebook Live“ voll durchstartet, zeigt svaerm Ihnen wie – ob inhouse oder mit externen Dienstleistern.
Seit 2017 begleiten wir, die Online-Marketing-Agentur svaerm, die Events unserer Kunden per Live-Videoberichterstattung. In diesem Leitfaden teilen wir unsere Learnings aus über vier Jahren Erfahrung mit „Facebook Live“ und illustrieren diese punktuell mit Beispielen aus einem Kundenprojekt, der Konsumgütermesse „Ambiente“.
Maxim Bollig arbeitet als Digital Marketing Manager bei svaerm, einer Agentur für Online Marketing, Content-Erstellung und Filmproduktion in Frankfurt und darüber hinaus. svaerm realisiert individuelle Projekte mit höchstem Anspruch an Konzeption und Kreativität für ausgewählte Unternehmen und verhilft ihnen so zu erfolgreichem geschäftlichen Wachstum.
Die Durchführung eines „Facebook Live“-Projekts erfolgt in diesen Phasen:
VORBEREITUNG
1. Strategische Ziele festlegen
2. Team, Technik und Voraussetzungen abstimmen
3. Redaktionsplanung entwickeln
4. Redaktion & Planung von Interviews
UMSETZUNG
5. Briefing vor Ort
6. Livestream
7. Technik vor Ort
8. Vermarktung
NACHBEREITUNG
9. Auswertung
10. Ausblick
„Facebook Live“ vereint die Vorteile aus drei Welten: Facebook, Video und Liveberichterstattung.
Jedes Unternehmen und jede Marke sollten sich mit „Facebook Live“ als Redaktions- und Werbekanal auseinandersetzen. Die Vorteile sind gewaltig und die Produktion von hochwertigen Facebook-Livestreams, ob mit Inhouse-Teams oder externen Partnern, ist gar nicht so schwierig.
Mit „Facebook Live“ lassen sich Reichweite und Markenbekanntheit effektiv steigern. Das Format kann dabei helfen, das Image des Absenders zu modernisieren, näher an die Zielgruppe heranzukommen und durch die Interaktion mehr über die (potenziellen) Kund*innen zu erfahren. Auch nach dem Stream können die Videos als Archiv dauerhaft auf Facebook verfügbar gemacht und langfristig beworben werden.
Sie sollten sich im Klaren darüber sein, was Sie mit „Facebook Live“ erreichen wollen. Wir empfehlen, eine Mischung aus qualitativen und quantitativen Messgrößen zu definieren und den Erfolg Ihres Projektes daran zu ermitteln.
Alle Projekte sind unterschiedlich und die Strategien lassen sich nicht eins zu eins übertragen. Ein hoher Grad an Individualisierung ist schlichtweg erforderlich, um Authentizität bei gleichzeitiger Professionalität zu schaffen. Die Zielsetzungen unseres Beispielprojektes, der Kommunikation von der Ambiente, sind:
Qualitativ:
Quantitativ/messbar in den Facebook Analytics:
Den größten Wirkungsgrad erreicht man auf „Facebook Live“ mit Zielen, die über Impressionen, Views, Average View Duration und einfache CTAs erreichbar sind. Weil das bei den Zielen der Ambiente der Fall ist, eignet sich „Facebook Live“ sehr gut als Kanal für unseren Kunden.
Wie die quantitativen Ziele im Einzelfall mit den KPIs zusammenhängen, muss vorab geprüft und modelliert werden. Views, Traffic und Backlinks sind selbsterklärend. Zur Bekanntmachung von Marken oder Botschaften hingegen gibt es bei Facebook das Kampagnenziel „Markenbekanntheit“, das in „geschätzten Steigerungen der Werbeerinnerung“ gemessen wird. Anzeigen mit diesem Ziel können einer „Facebook Live“-Kampagne vor- oder nachgeschaltet werden. Wer zum Beispiel Produktverkäufe, App-Downloads, Spenden oder Leads generieren möchte, muss schon etwas experimenteller an „Facebook Live“ herangehen oder auf einen anderen Vermarktungskanal ausweichen.
Das Filmteam besteht mindestens aus drei Personen:
In der Minimalbesetzung ist jede dieser Rollen eine kleine Herausforderung, dafür das Team jedoch umso schlanker und agiler. Wer mehr Budget oder Manpower hat, kann die Aufgaben auch auf mehrere Personen verteilen.
Der Kameramann oder die Kamerafrau führt und fokussiert die Kamera (z.B. ein Smartphone in einem Gimbal), übernimmt die Bildgestaltung und gibt dem/der Lichttechniker*in Handzeichen. Darüber hinaus trägt er/sie ein Tonmischgerät mit einem Empfänger für das Funkmikrofon mit sich und gewährleistet die Audioqualität. Ton und Bildstabilität sind am wichtigsten für das Qualitätsempfinden der Nutzer*innen. Einem leicht verpixelten oder flimmernden Bild ist man geneigt zu vergeben, wenn der Rest stimmt.
Qualifikationen: Multitasking, Belastbarkeit, Ausdauer, Sinn für gute Bildgestaltung, technische Kompetenz, Erfahrung mit Livestreaming
Der/die Online-Redakteur*in ist die Kontaktperson zwischen dem Filmteam, den Interviewpartner*innen und – falls vorhanden – dem Backoffice. Er/sie brieft die Interviewpartner*innen vor Ort und erinnert alle Beteiligten vor jeder Live-Schaltung an die strategische Zielsetzung des jeweiligen Beitrags. Darüber hinaus hält er/sie ein Stablicht, um den Fokus der Kamera gut auszuleuchten und hält den Rücken der Kameraperson frei, die die meiste Zeit über rückwärtsläuft.
Qualifikationen: Multitasking, Organisationstalent, Kommunikationsstärke, strategische Flughöhe, Marketing-Kompetenz, ein starker Arm J
Der/die Moderator*in führt die Interviewpartner*innen durch den Beitrag und gewährleistet, dass das Interview am Thema bleibt und die gewünschte Botschaft vermittelt. Moderator*innen sollten ihre eigenen Ansichten nicht zum Ausdruck bringen – sie sind vielmehr ein Sprachrohr für die Expertise der Interviewpartner*innen. Dazu müssen sie selbst bis zu einem gewissen Grad im Thema sein und gut gebrieft werden. Handkärtchen eignen sich als Hilfestellung. Tipp: Unserer Erfahrung nach sind Souveränität vor der Kamera und ein gewisser medialer Unterhaltungswert wichtiger als Fach- oder Branchenkompetenz.
Qualifikationen: Erfahrung und Souveränität vor der laufenden Kamera, Ausdrucksvermögen, Branchen- und Themenaffinität, Ausdauer, Charisma, Vorbereitung, Erinnerungsvermögen, Improvisationstalent
Je nach Projektumfängen kann es separate Teams für Redaktion und Vermarktung geben. Da die Aufgaben jedoch zeitversetzt anfallen, können sie auch vom Filmteam selbst übernommen werden – zumindest bei kleinen Projekten. Wer sich später (in Punkt 6) für das „Fake Live“-Format entscheidet, sollte ein Backoffice einplanen.
Erstellen Sie eine Redaktionsplanung für die Dauer Ihrer „Facebook Live“-Berichterstattung. Jeder Eintrag im Plan sollte folgende Fragen beantworten:
Je nach Komplexität der Location und Anzahl der Kooperationspartner*innen empfiehlt es sich, darüber hinaus noch einen Laufplan und eine Kontaktliste zu erstellen. Kalkulieren Sie Ihre Zeitslots mit ausreichend Puffer und Pausen. Lassen Sie genug Raum für Improvisation, damit Sie auch von Highlights berichten können, die sich spontan ergeben und nicht vorab planbar sind.
Lassen Sie sich von unserer Redaktionsplanung inspirieren: PDF herunterladen
Wählen Sie passende Drehorte für die Live-Berichterstattung aus. Weniger ist mehr: Bei laufender Kamera lange Distanzen mit Moderation und Interviewpartner*innen zurückzulegen, ist in der Theorie schön gedacht. So bekommt das Publikum bestenfalls eine genauere Vorstellung von der Location.
Allerdings bringen die Laufwege auch erhebliche Risiken mit sich: Wechselnde Lichtverhältnisse, Kollisionen mit Objekten und Personen vor Ort, menschenleere Flächen und weitere Umweltvariablen sind eine Herausforderung für Ihr Team und Ihre Interviewpartner*innen. Mit Multitasking, potenziell nervösen Interviewpartner*innen und dem Rückwärtsgang gibt es genug zu tun. Suchen Sie sich lieber eine ruhige Ecke mit repräsentativer Kulisse und kurzen Distanzen.
Mit interviewbasiertem Content bringen Sie Neutralität in Ihre Berichterstattung und laden Ihre Kommunikation mit (interner oder auch externer) Expertise auf. Deswegen sollten die meisten Beiträge in Ihrer Redaktionsplanung interviewbasiert sein.
Definieren Sie für jedes Interview, welche Zielsetzung verfolgt und welche Botschaft kommuniziert werden sollen. Erstellen Sie auf dieser Grundlage einen Fragenkatalog je Interview, den Sie vorab mit den Interviewpartner*innen abstimmen. Achten Sie bei der Erstellung darauf, dass das Konzept den Anforderungen von Online-Videoplattformen gerecht wird. Die Grundidee: Nichts ist kostbarer als die Aufmerksamkeit und Wiedergabedauer der Zuschauer*innen, und sie aufrecht zu erhalten, hat absolute Priorität.
Online-Videos brauchen:
Der Call-to-Action (CTA) beschreibt, was Zuschauer als Nächstes tun sollen: weiterschauen, chatten, liken, abonnieren, eine Website besuchen, einen Kauf tätigen, selbst vor Ort erscheinen usw. Interaktion steigert die organische Reichweite, und manche Kampagnenziele lassen sich nur mit CTAs erreichen. Diese sind daher immens wichtig.
Das Briefing vor Ort erfolgt durch den/die Online-Redakteur*in, geht mit einem Scouting des Einsatzortes einher und betrifft die folgenden Zielgruppen:
Einen Stream auf „Facebook Live“ kann man auf zwei Arten realisieren: direkt über die Facebook-App oder, etwas zeitversetzt, indirekt mit OBS (Open Broadcaster Software). Beide Wege haben ihre Vor- und Nachteile und ein jeweils eigenes technisches Setup.
So funktioniert der direkte Livestream über die Facebook-App:
Per Klick auf „Live-Video starten“ geht man direkt live. Die Übertragung läuft in Echtzeit. Voraussetzung dafür ist eine (stabile) Internetverbindung. Es gibt keine Absicherung gegen technische Ausfälle, Patzer oder sonstige Probleme: Wenn etwas schiefläuft, bekommen Ihre Zuschauer*innen davon mit.
Wer sich gegen Ausfälle absichern, in höherer Qualität filmen und/oder die Möglichkeit für Retakes offenlassen möchte, ohne dass das Live-Publikum davon erfährt, kann ein anderes Setup nutzen.
„Fake Live“ funktioniert so, dass Videoaufnahmen ganz normal gefilmt und gespeichert werden (aber nicht sofort gestreamt). Sie werden etwas zeitversetzt aus dem Backoffice per Computer mit OBS (Open Broadcaster Software) live gestreamt. Für die Zuschauer*innen wirkt das vorproduzierte Video wie ein ganz normaler Livestream. Hier der Prozess:
Livestream via Facebook-App | „Fake-Live“ mit OBS | |
Stream in Echtzeit | ✓ | ✗ |
Live-Interaktion zwischen Zuschauer*innen & Protagonist*innen | ✓ | ✗ |
Funktioniert auch ohne stabiles W-LAN am Drehort | ✗ | ✓ |
Abgesichert gegen Ausfälle und Fehler | ✗ | ✓ |
Retakes möglich | ✗ | ✓ |
Schnelle Postproduction & Videoschnitt möglich | ✗ | ✓ |
Zusammengefasst ist der direkte Livestream via Facebook-App empfehlenswert, wenn die Übertragung unbedingt in Echtzeit erfolgen muss, die Protagonist*innen auf Kommentare der Zuschauer*innen reagieren sollen oder Ihre Abläufe so reibungslos funktionieren, dass Ihr Team sich den Weg über das Backoffice sparen kann.
In allen anderen Fällen überwiegen die Vorteile des „Fake-Live“-Formats. In der Live-Berichterstattung von der Ambiente ist nichts so zeitkritisch, dass es unbedingt sofort ausgestrahlt werden muss. Darüber hinaus gibt es auf einer Messe sehr viele Störvariablen. Für unser Beispiel-Projekt fällt die Wahl klar auf „Fake-Live“.
Profi-Tipp: Natürlich sind auch Kombinationen möglich. Warum nicht z.B. einen Vortrag im Studio vorproduzieren und für die Q&A-Session am Ende den/die Referent*in aus seinem Office liveschalten?
Die Hardware besteht aus:
Für den direkten Livestream über Facebook ist neben der App keine weitere Software erforderlich.
Die Software für „Fake Live“ besteht aus:
Wer mehr über das technische Setup für Livestreaming erfahren möchte, kann im Livestream Technik Ratgeber im Blog der svaerm GmbH darüber lesen.
Damit Sie möglichst viele Zuschauer*innen aus Ihrer gewünschten Zielgruppe generieren, empfiehlt es sich, Ihre „Facebook Live“-Videos vor, während und nach der Live-Berichterstattung zu bewerben.
Führen Sie den Realitätscheck durch, indem Sie Ihre Kampagnenziele mit den tatsächlichen Ergebnissen abgleichen. Zur Ermittlung der qualitativen Ziele können Sie begleitend Befragungen durchführen. Zur Auswertung der quantitativen Ziele nutzen Sie den Facebook-Werbeanzeigenmanager und seine Exportfunktion, sowie die Tracking- und Web-Analytics-Software anderer, begleitender Kanäle (sofern anwendbar). Vergleichen Sie die Ergebnisse mit anderen Werbemaßnahmen.
Treffen Sie eine Entscheidung für den nächsten Anlass zur „Facebook Live“-Berichterstattung. Führen Sie das Projekt fort? Brechen Sie es ab? Nehmen Sie eine strategische Neuausrichtung vor oder setzen kleinere Änderungen um? Es liegt ganz bei Ihnen.
Wir hoffen, dass Ihnen unser „Facebook Live“-Leitfaden weitergeholfen hat, wünschen viel Erfolg bei der Umsetzung und stehen für Projektanfragen gern zur Verfügung.
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